Du bist kein Berater
So in etwa nannte Alan Weiss einen seiner Artikel. Darin legte er für sich fest, was Beratung für ihn eigentlich bedeutet. Seine Definition von Beratung lautet:
Consultants help improve the client’s condition by providing ideas, advice, intellectual property, best practices, proprietary approaches, unique behavior and other interventions. Consultants are not another pair of hands. They are a new brain.
Dabei sind die beiden Nebensätze mindestens so wichtig, wie der eigentliche Hauptsatz. Er macht klar und deutlich, dass jeder, der für einen Kunden nur eine ausführende Arbeitskraft ist, aus seiner Sicht kein Berater ist.
Bist Du Berater oder Handelsware?
Allerdings bin ich nicht erst zufällig durch Alans Blogartikel mit dem Thema konfrontiert worden. In einem Seminar bekam ich das direkt in der Vorstellungsrunde von dem Seminarleiter vor den Kopf geklatscht. “Commodity” sagte er nachdem ich dran war mich vorzustellen. Ich fragte nach “Was genau meinen Sie?”. “Sie sind austauschbar” meinte er “Fast alle SAP- oder IT-Berater sind austauschbar. Deswegen sind Sie Handelsware und kein Berater.”
Das hatte gesessen! Und meine Sicht auf meine Arbeit deutlich infrage gestellt. Es erklärte meine kognitive Dissonanz, so wie sie Alan Weiss in seinem Blogartikel beschrieb. Also dem Unterschied zwischen dem eigenen Selbstverständnis als Berater und der eigentlichen Tätigkeit im Alltag.
Nun war es Matthias Kolbusa, der mir diesen sicher gut gemeinten Rat mit auf den Weg gab. Er ist einer der wenigen Berater weltweit, der die Inhalte von Alan Weiss verwenden darf. Und er steht damit für eine Riege an Beratern, die jedem Manager helfen können, sich von keinen Grenzen oder Glaubenssätzen beeindrucken lassen und sich komplett von Tagessätzen losgesagt haben. Wenn Du als Berater auch Dein Weltbild erschüttern möchtest, dann kann ich Dir sein Seminar “1-Day Million Dollar Consulting” wärmstens empfehlen.
Berater ist kein geschützter Begriff
Jeder darf sich so nennen. Mein Plädoyer war und ist nach wie vor: Das ist auch gut so. Denn gerade die fachliche und persönliche Vielfalt macht gute Beratung erst aus. Es gibt zwar Bereiche wie z.B. die Steuerberatung, für die gewisse Staatsexamen nötig sind. Aber Du musst nicht in irgendetwas zertifiziert sein, um in dem Bereich Potentiale zu erkennen und ein Projekt zu starten.
Das bedeutet aber auch: Jeder der bei einer großen Beratung nur die Folien hübsch macht, jeder der Software für einen Kunden implementiert, jeder der Versicherungen vertreibt: Sie alle können sich Berater nennen. (Selbst Kosmetikberater gibt es.) Das irritiert manchmal nicht nur die Berater selbst, weil ihre Visitenkarte zwar “Consultant” sagt, sie aber etwas anderes tun, sondern auch die Kunden.
Denn im Gegenzug macht es dieser offene Berufsstand für Führungskräfte deutlich schwieriger gute Berater auszuwählen. Alan Weiss hatte in einem Blogartikel “How to choose a consultant” kurze Anhaltspunkte gegeben. Ein detaillierterer Weg mit praktikablen Schritten ist tatsächlich in dem Buch “The Executive’s Guide to Consultants“* von David Fields beschrieben.
Wo siehst Du Dich?
Diese Frage hab ich mir vorher nie gestellt und mich auch nicht intensiv mit dem Thema “Beratung” an sich auseinander gesetzt. Bis dahin hatte ich immer die leise Vermutung gehabt, dass Beratung irgendwie anders funktionieren muss. Nur hatte ich keinen Schimmer wie.
Dank Alan Weiss & Co. ergibt sich mir ein immer besseres Bild, was gute Beratung ausmacht. Und das ist mehr als die aktuelle Digitalisierungswelle, der Senator-Status bei “Miles and More” oder das Image von einem Beratungshaus. Es ist die Tätigkeit an sich und wie wir einen Mehrwert erzeugen, mit unserem Kopf oder unseren Händen. Und daran werde ich selbst noch ordentlich arbeiten müssen.
Bist Du Berater oder Erfüllungsgehilfe? Oder ein bisschen was von beidem?