Besser Seminare besuchen
Wer als Berater dauerhaft erfolgreich sein möchte, muss sich konstant weiterbilden. Davon bin ich fest überzeugt. Allerdings scheint es abseits der Uni etwas schwieriger zu werden, sich selbst für Schulungen, Seminare und Trainings zu entscheiden.
Denn Weiterbildungen kosten nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Doch was ist mir meine eigene Bildung wirklich wert? Und welche Seminarangebote sind unter den Tausenden überhaupt die Richtigen für mich? Ein paar Gedanken hierzu.
Vier Denkfehler bei der eigenen Weiterbildung
Was Weiterbildung betrifft, gehen die Meinungen unter Beratern oft auseinander. Entweder habe ich das Gefühl, dass einzelne Seminare und Trainer total überbewertet werden. Oder Weiterbildung im Allgemeinen werden total unterbewertet und als unnütz abgetan. Das kann an vier häufigen Irrtümern liegen:
Bekomme ich sowieso alles in der Praxis mit: Manche Berater glauben, dass nach dem Uni-Abschluss der Großteil des Lernens geschafft ist. Projektmanagement lernt man am besten im Projekt, Verkaufen im Vertrieb, usw. Und natürlich stimmt das ein Stück weit. Doch immer mal wieder macht es Sinn, sich Impulse von außen zu holen. Wie arbeiten andere Berater außerhalb unserer Firma? Was funktioniert dort besser als bei uns? Außerdem gibt es viele Themen, die wir aus der Praxis nur bruchstückhaft kennen. Dann ist es sehr hilfreich in einer Schulung einen roten Faden dazu zu bekommen.
Seminare sind mir persönlich zu teuer: Bücher reichen doch auch, oder? Leider nein. Erstens gibt es Inhalte, die lassen sich in einem persönlichen Training durch Übungen und das Umfeld dort viel besser vermitteln, als durch ein Buch. Und zweitens ist die Motivation viel höher, aus dem gelernten Wissen etwas zu machen, wenn es etwas gekostet hat. Sprich, mein eigenes Weiterbildungs-Budget beträgt ungefähr zehn Prozent von meinem Gehalt. Und das gebe ich gerne jedes Jahr aus.
Ich nehme jedes Seminar mit: Das absolute Gegenteil der beiden oberen Punkte ist natürlich auch möglich. Es gibt Leute, die jedes Seminar und jeden Online-Kurs mitnehmen. Der Haken ist, dass sie vor lauter Wissensaufnahme nicht in die Umsetzung kommen. Während es immer mal wieder Zeit benötigt, um neues Wissen aufzunehmen, braucht es noch mal deutlich mehr Zeit, davon etwas umzusetzen. Deswegen mache ich gerne Pausen zwischen zwei Seminaren, damit das neu Erlernte wirken kann.
Trainer XY ist der Beste: Gute Trainer vermitteln nicht nur Wissen. Sie sind auch charismatisch, unterhaltsam und auf Ihrem Gebiet sehr kompetent. Das wirkt! Aber auch sehr bekannte Trainer sind nur Menschen, mit ihren Stärken und Schwächen. Deshalb ist nicht automatisch jedes Wort wahr was sie sagen und nicht jedes ihrer Seminare jetzt gerade relevant für Dich. Es macht Sinn die Trainings und Trainer immer wieder kritisch zu hinterfragen und sich nur das heraus zu picken, was wirklich wichtig für Dich ist.
Die passende Seminarauswahl
Bevor Du konkrete Schulungen oder Trainings buchst, kannst Du Dir zu überlegen, welche Themen Dich jetzt im Moment interessieren und weiterbringen können. Als Berater sein:
Marketing und Vertrieb: Egal ob es um Präsentieren, kleinere Vorträge, Artikel oder das eigentliche Angebotsgespräch geht. Die Themen Vermarktung und Vertrieb sind in der Beratung immer wichtig, denn das sorgt dafür, dass wir neue Aufträge bekommen.
Projektorganisation und Methodik: Zahlt auf das eigentliche Kerngeschäft ein und Schulungen in diesem Bereich sorgen dafür, dass wir bessere Ergebnisse beim Kunden liefern. Egal ob Du als Experte oder Generalist bei Kunden unterwegs bist, lohnt es sich im Vorgehen immer versierter zu werden.
Fachwissen und Prozesse: Genauso wie die Methodik, ändern sich Fachthemen immer wieder mal. Deswegen ist es als Experte wichtig, Dir regelmäßig neue fachliche Themen anzueignen, bevor die Alten nicht mehr gefragt sind.
Wenn Du in einer Beratung arbeitest, die selbst eigene Schulungen anbietet, dann macht es Sinn dort einige wahrzunehmen. Das ist für die Firma und für Dich am einfachsten und bringt Dich mit Deinen neuen Kollegen auf einen Nenner. So sprecht ihr in wichtigen Punkten vom Selben und habt ein gemeinsames Hintergrundwissen.
Darüber hinaus suche ich mir regelmäßig weitere Seminare am “freien Markt”. Mein Einstieg dabei war die “Vertriebsoffensive“* von Dirk Kreuter in Basel vor ein paar Jahren. Grundsätzlich kannst Du Seminare auf Seminarportalen, bei einzelnen Instituten oder auch bei bestimmten Trainern selbst finden. Hier einige Beispiele:
- Größere Seminarportale in Deutschland sind z.B. Haufe Akademie, Seminarmarkt, Seminarportal
- Institute gibt es Unzählige in Deutschland, deswegen beispielhaft Frankfurt School of Finance, FoM (Hochschule für Ökonomie und Management) oder der TüV
- Einzelne Trainer wie Dirk Kreuter, Stephan Heinrich, Matthias Kolbusa, Dieter Lange, usw. bieten ihre Trainings selbst an
Ansonsten gibt es im Moment auch einen sehr stark wachsenden Markt an Online-Seminaren oder -Kursen. Der Vorteil dort ist, dass Du lernen kannst wo und wann Du willst, und das oft zu einem Bruchteil von einem normalen Seminarpreises. Die Nachteile sind dieselben wie beim Kauf eines Buchs. In vielen Fällen macht die persönliche Interaktion schon Sinn.
Weil unter den Online-Angeboten natürlich auch viel Unsinn ist und mit viel Marketing angepriesen wird, solltest Du wirklich nur ausgewählte Kurse buchen. Hervorheben kann ich bei den Online-Angeboten das Portal Udemy oder einige wenige Formate wie “Erfolgreich Verkaufen” von Stephan Heinrich oder die “Reden und Rhetorik Masterclass“* von Dirk Kreuter.
Dasselbe gilt genauso für alle Seminare zur Persönlichkeitsentwicklung. Hier lohnt es sich zwei Mal zu überlegen, ob Du genau dieses Seminar gerade wirklich so dringend brauchst. In dem Segment werden dank Online-Marketing aktuell auch viele Tschakka-Veranstaltungen beworben. Betreutes Hüpfen für 2000€ …
Egal ob Online oder Offline: Für die Auswahl von guter Weiterbildung kannst Du einerseits auf die Bewertungen in den Seminarportalen gucken oder nach Empfehlungen von Kollegen und Führungskräften fragen. Im Zweifel musst Du zwischen den Zeilen lesen, was ein Trainer selbst über das Training schreibt oder sagt.
Ein wichtiges Kriterium in allen Softskill-Seminaren ist für mich, dass es einen hohen Praxisanteil gibt. Nichts ist ineffektiver und langweiliger als eine reine Vorlesung. Wie schon erwähnt musst Du die meisten zwischenmenschlichen Fähigkeiten auch praktisch erlebt haben, um sie tatsächlich anwenden zu können.
Und ich buche Seminare wenn es geht auch gerne am Wochenende. Das Schöne dort ist: Am Wochenende sind fast nur Teilnehmer in Seminaren, die auch wirklich etwas lernen wollen. Die Atmosphäre ist ganz anders, als in einer Schulung vom Arbeitgeber unter der Woche, zu der einige Teilnehmer von ihrem Chef “hinempfohlen” wurden.
Mitmachen und Mitschreiben
Für das Seminar selber gibt es verschiedene Dinge, die Dir helfen können, das Beste aus der Veranstaltung für Dich mitzunehmen. Deswegen kommen hier ein paar Tipps, die ich bei meinen Seminarbesuchen beachte:
Das Wichtigste ist finde ich für ein Seminar, dass Du offen bist für die Themen und den Trainer. Ich gebe zu, dass mir das nicht immer leicht fällt, gerade wenn z.B. der erste Seminartag anders verläuft als erwartet. Manchmal kommt es vor, dass Du einige Inhalte schon kennst, einige Konzepte für unsinnig hältst, oder der Trainer Dir sehr unsympathisch ist. Dann solltest Du Dich noch mal auf das fokussieren, was Du trotzdem aus dem Seminar mitnehmen kannst.
Weiterhin setze ich mich kurz vor dem Seminar noch mal mit den Themen und Fragestellungen auseinander. Nicht selten beginnt ein Seminar mit einer Fragerunde und Beteiligung ist gefragt.
Das Nächste ist, dass ich immer etwas zum Mitschreiben und Visitenkarten mitnehme. Einerseits finde ich Mitschreiben viel effektiver, um am Ende tatsächlich einige der Themen umzusetzen. Und andererseits treffe ich auf Seminaren immer wieder interessante Leute (oder sogar potentielle Kunden), mit denen ich gerne in Kontakt bleiben möchte.
Außerdem kannst Du Dir überlegen, ob Du Kollegen von Dir zum Seminar mitnehmen möchtest. Das hat gewisse Vor- und Nachteile. Zu zweit könnt ihr die neuen Inhalte viel überzeugender in die eigene Firma hereintragen und bei euch etablieren. Allerdings kommt ihr erfahrungsgemäß nicht so sehr in den Austausch mit anderen Teilnehmern, weil Ihr euch dann häufiger zu zweit unterhaltet.
Rein logistisch macht es Sinn, eine Unterkunft im selben Hotel oder in der Nähe auszuwählen. So kannst Du morgens und abends bequem zum Seminar gehen, hast wenig Stress und viel Schlaf. Aus demselben Grund reise ich auch nach Möglichkeit am Vortag an.
Abschließend finde ich Weiterbildung auch im Berufsleben viel zu wichtig, um sie dem Zufall zu überlassen. Wenn Du noch weitere Tipps zu Seminaren und Weiterbildung hast, dann freue ich mich über einen Kommentar.