LinkedIn: Das Facebook für Geschäftskontakte?
Für Berater sind LinkedIn und Xing ziemlich gute Werkzeuge. Sie eignen sich um mit Kunden in Kontakt zu treten, neue Arbeitgeber zu finden oder sich über berufliche Themen auszutauschen. Doch beide Plattformen haben sich in den letzten Jahren komplett verschiedene Richtungen entwickelt.
Während das deutschsprachige Xing immer mehr zu einer Recruiting-Plattform geworden ist und auf exklusiv geschriebene Inhalte setzt, gleicht sich LinkedIn immer mehr an Facebook an. Dort werden die Inhalte immer vielfältiger und damit auch immer weniger relevant.
LinkedIn wirkt immer mehr wie Facebook
Nach dem Redesign der LinkedIn-Seite 2017, hat das Wired-Magazin direkt die Parallelen von LinkedIns neuem Layout zu Facebooks Layout erkannt. Der Feed, die Suchleiste, die Werbeleiste, selbst das Nachrichten-Kästchen unten rechts in der Ecke kommen einem vertraut vor. Ich vermute mal, dass das auch das Ziel von LinkedIn war.
Kurz darauf folgten weitere bekannte Funktionen, wie z.B. durch einen Daumen nach oben auf Beiträge zu reagieren oder Videos zu teilen. Persönlich habe ich das sofort in meinem Feed gemerkt, der förmlich explodiert ist. Katzenvideos inklusive! Nun bekam ich nicht nur Beiträge von meinen Kontakten angezeigt, sondern auch alle Beiträge, die diese mit “Gefällt mir” markiert oder geteilt haben. Die Inhalte wurden vielfältiger, doch immer weniger interessant.
Ein Beitrag, der doch ganz unterhaltsam war, kam von Thomas Eggert. Er schrieb auf LinkedIn:
Also so langsam nervt LinkedIn. Ich bekomme derzeit täglich 2-4 Kontaktanfragen von frischen gebackenen Vertriebsprofis (manche sind nach dem Profilbild noch nicht einmal volljährig), die mir zeigen wollen, wie ich endlich neue Kunden bekomme. […]
Diese Art der Kontaktanfragen hat im selben Maß zugenommen, wie mein Feed voller geworden ist. Das sind Marketing-Experten, die Dir zeigen wollen, wie Du automatisch Kunden gewinnst. Indem sie Dich als Kunden gewinnen. Das ist ein besonders nachhaltiges Geschäftsmodell …
Grundsätzlich habe ich in LinkedIn immer den entschiedenen Vorteil gegenüber Xing gesehen, weil es internationaler ist. Denn im Internet setzt sich fast immer die größere Plattform durch. Allerdings weiß ich auch, dass Facebook in meinem persönlichen Umfeld keine große Rolle mehr spielt. Denn Facebook hat sich sehr stark zu einer Marketing-Plattform entwickelt und ist damit für viele Privatpersonen uninteressant geworden.
LinkedIn scheint sich also auf demselben Scheideweg wie Facebook zu befinden:
- Ist es eine Plattform für professionelles Networking?
- Oder ist es eine Plattform wie Facebook, dessen primäres Monetarisierungsmodell Werbung ist?
Wofür ich LinkedIn sehr gerne nutze
Trotz der Entwicklung in den letzten Jahren, halte ich LinkedIn immer noch für eine gute Plattform, gerade für Berater. Denn mit etwas Zeiteinsatz kannst Du dort prima Kundenbeziehungen pflegen, Kontakt mit ehemaligen Kollegen halten oder das eigene Profil für zukünftige Projekte schärfen. Deswegen kommen hier einige Tipps wofür und wie ich LinkedIn selber gerne nutze:
Für Dein Profil:
Potentielle Kunden oder interessante Arbeitgeber orientieren sich sehr stark an Deinem Profil. Deshalb sollte auf einen Blick klar werden: Wofür stehst Du als Berater und wem willst Du helfen? Dabei kannst Du das ruhig sehr konkret machen. Nenne die Stelle oder die Position beim Namen, die idealerweise Dein Kunde sein sollte. Folgende Text-Formeln hatte ich schon im Einsatz:
Helping YOUR IDEAL CLIENT to SOLVE A PROBLEM.
More DESIRED RESULT for YOUR IDEAL CLIENT.
LinkedIn bietet außerdem die Möglichkeit einen kurzen Info-Block mit Text zu füllen. Beschreibe dort z.B. drei typische Herausforderungen Deiner Wunschkunden und warum gerade Du der Richtige bist, ihnen zu helfen. Zu bisherigen Stationen im Lebenslauf würde ich genauso ein paar Stichpunkte schreiben. Am Besten wirkt natürlich: Was für Ergebnisse konnten Kunden dank Deiner Arbeit in dieser Zeit erzielen?
Da LinkedIn international ist, kann ich Dir nur empfehlen alles einmal auf Deutsch und auf Englisch zu pflegen. Und dass das Profilfoto ein professionelles Foto sein sollte, ist eigentlich auch selbstverständlich. Dazu kannst Du bei LinkedIn auch mit einem kostenlosen Account ein Hintergrundbild auswählen. Ich finde, ein farblich und thematisch passendes Hintergrundbild wertet jedes Profil noch einmal zusätzlich auf.
Und damit Du schlussendlich auch in den Suchen von anderen Leuten auftauchst, solltest Du Deine Kenntnisse und Fähigkeiten gezielt auswählen. Nicht alles, was Du jemals gemacht hast, zählt dabei. Sondern wirklich nur das ist wichtig, worauf Dein Profil im Moment zugespitzt ist. Gleichzeitig kannst Du immer mal wieder bei anderen Kollegen auch ihre wichtigsten Fähigkeiten bestätigen.
Kontakte mit Kollegen und Kunden:
Beim Umgang mit Kontakten auf sozialen Netzwerken gelten für mich eigentlich die gleichen Spielregeln wie im echten Leben. Also professionell und freundlich sein *hust*. Tatsächlich verknüpfe ich mich meist erst nach zwei oder drei Gesprächen mit Kunden auf LinkedIn. Bei Messen oder Konferenzen mache ich das aber sofort danach, um mit den Leuten noch mal in Kontakt zu treten.
Auf LinkedIn hast Du außerdem die Möglichkeit eigene Artikel schreiben. Deine Kontakte können das direkt in der LinkedIn-App lesen, was ich sehr charmant finde. Damit kannst Du etwas zu Themen sagen, die Deine Kunden interessieren und es als Anlass nehmen, ins Gespräch zu kommen.
Dazu teile ich ab und zu mal Beiträge. Und das mache ich nur, wenn das wirklich ein richtig, richtig guter Beitrag ist, den ich mitteilenswert finde. Würde ich täglich etwas posten, kommentieren oder teilen, wird alles schnell irrelevant.
Ein kleiner Geheimtipp zum Schluss: Wenn Du Office 365 in der Webversion nutzt, dann kannst Du dort Deine Kontakte mit ihren LinkedIn-Profilen verknüpfen. Outlook findet zu Deinen Kontakten sofort das richtige Profil und Du kannst z.B. sofort sehen, wenn jemand nicht mehr bei derselben Firma ist, wie vor drei Jahren.
Ein toller Blogbeitrag – du sprichst mir aus dem Herzen.
Insbesondere als Unternehmer im Bereich B2B macht LinkedIn oder XING absolut Sinn!
Zum Beispiel für Social media Agencies sind diese Plattforen ein starkes Werkzeug.
Super geschriebener und informativer Artikel :-). Eine sehr gute Aufstellung. In diesen Blog werde ich mich noch richtig einlesen